Dreifach-Ausstellung in der Galerie Klinik Barmelweid mit Anne-Marie Grenacher, Peter Bolliger, Walter Zimmerli – 28. April bis 14. Oktober
Hans Rechsteiner Eggenwil
Peter Bolliger, am 19. Februar 1949 in Basel geboren, ist in seinem langen Künstlerleben über viele eigen erarbeitete Entwicklungsschritte zum abgeklärten Philosophen geworden. Alle möglichen Auswirkungen von Kunst in all ihren Facetten beherrscht er schon lange. Er kann in seiner selbst vergessenen Abgeklärtheit inzwischen einen weiten Bogen über die schönen Künste ziehen. Den Farbenkreis von Bauhaus hat er sich längst verinnerlicht. In Themen ist er ohnehin nicht einzuengen oder zu fassen. Er ist Grafiker, Maler, Gestalter, Extremist, Kreateur, Handwerker, Töfffahrer, Betonist, Reisender, Fotograf, Beobachter, Schnauzträger, - und er arbeitet alle unmöglichen Materialien in seine oft grossformatigen dreidimensionalen Werke ein: Vogelsand, Senf, Schleifpapier, Zahnpasta, Seile und Schnur, natürlich alle Farben, auch mal ein paar alte Schlüssel – man darf sie «Mehrmaterialienbilder» nennen, die Fachwelt nennt sie Collagen.
Peter Bolliger hat festgestellt, dass alle grossen Künstler der alten und dieser Welt mit allen zwölf Farben arbeiten. Dass aber auch Musiker – er selber ist ein tiefgründiger Saxophonist - immer wieder neue Kompositionen spielen, die verblüffend auch in jenen Zwölferkreisen harmonisch schliessen. Also ist er ein Künstler.
Vor 50 Jahren erstmals ausgestellt
Seine erste Ausstellung hatte Peter Bolliger als Jüngster unter 30 Künstlern 1968 in der Basler Galerie Katakombe, und das nur, weil er dem Galeristen den Kellerabgang weisselte. Da steckte er noch in der Kunstgewerbeschule. Thema der Ausstellung waren kubische Abstraktionen, grün/orange.
Danach hat er sich die ganze grosse Welt der Kunst erobert. Als «Gebrauchsgrafiker» führte er als Werber die kleinste Werbeagentur der Schweiz, seinen Einmannbetrieb, der immerhin den Senn-Chopper als Schweizer Produkt installierte. Motorsport war ihm immer eine Passion. Die Rennberichte der Motorsportzeitschriften waren ihm zu langweilig, also machte er sich mit Foto und Text selber einen guten Namen, schrieb über die besten Marken an internationalen Rennen rund um die Welt. Zu den Rennen zumindest in Europa fuhr er mit Test-Töffs, aber immer «volle Pulle», um Kopf und Kragen.
Es folgte eine legendäre Weinreise-Fotoserie durch die Schweizer Rebberge. Für den bekannten Oldtimer-Chauffeur und Sammler Georg Kaufmann bildete er 14 berühmte Rennwagen im Weltformat in Eisenrahmen ab. 1987 – inzwischen wohnte Peter Bolliger im aargauischen Bremgarten – kaprizierte er sich auf die unmöglichen Dreiecke, 110 verschiedene adaptierte Sujets bekannter Künstler bis zu DaVinci, Christo, Dali – Bolligers verblüffendste Serie der hintergründigen Collagen.
Peter Bolliger wandte grossformatigen Orts-, Städte- (das Erste war Zug, es folgten unzählige), Schlösserbildern zu. Neuerdings – er wohnt und wirkt im «Künstlerhaus» in Densbüren und arbeitet mit dem bekannten Lithografen Walo Steiner - entstehen in seinen wieder vermehrt aufgenommenen Reisen nach Portugal, Sizilien, Irland, Schottland, Andalusien, etc. Länderbilder, gründend auf feinfühligen Skizzenbüchern. Diese vielfarbigen Grossformate, in denen grafische Felder Spannung erzeugen, sind indes nicht einfach trivial, nein(!), Peter Bolliger spielt den verblüffenden Berserker: auf vorbehandeltem Untergrund, meist ist es weiches Pappel-Sperrholz, wird eine interessante Struktur herausgeschnitzt oder gerissen. Das gibt diesen Bildern sympathische Wiederkennung, konkrete Aussage und fotografische Authentizität.
Ein unheimliches Schaffen
Peter Bolliger ist nicht zu fassen. Er hat nach Bauhaus Stäbe bemalt, die als von der Decke hängende Raumteiler funktionieren. Er hat damals in Italien fleischige «Momburazzi» betoniert und – selbstverständlich nach den zwölf Farben im Bauhauskreis – bemalt. Die aktuellste Adaption davon ist der «Deischberli», die lustige Kreation für Densbüren, seinen heutigen Wohn- und Wirkungsort.
Peter BO Bolliger hat schon experimentiert mit Schriften, er hat das Weich-Ei-ABC illustriert, er hat Serien gemalt über Sänger, Sportarten, Blumen, Popstars, er hat sehr erfolgreich «Oszillationen» (Schwingungen) in farbige Kunst umgesetzt.
Sein unbändiges Interesse an unserer Welt ist ungebrochen freudig. Soeben kopierte Peter Bolliger von Felsen in Nord-Schweden mit der alten Bleistift-Methode – mit der wir damals Fünfliber und Fünferli unter Backpapier abzeichneten – 5000 Jahre alte Steinmalereien, sie werden nach der Gegend «Tanum» genannt. Seit über 30 Jahren publiziert Peter Bolliger in der international angesehenen Fachzeitschrift «kreativ», in der nicht der künstlerische Ausdruck zählt, sondern die Technik und der Weg dazu.
VERNISSAGE in der Klinik Barmelweid, Samstag, 28. April, 14 bis 16 Uhr. Ausstellung bis 14. Oktober. Täglich 10 bis 20 Uhr.
Anne-Marie Grenacher: Geboren und aufgewachsen in Winterthur. Ursprünglich Tanzschaffende mit multimedialem Fundus hat sie sich längst ganz der Kunst zugewandt. Lebt und arbeitet in Auenstein AG. www.art-emotion.ch.
Peter Bolliger: Geboren 1949, in Binningen BL aufgewachsen. <BO> besuchte die Kunstgewerbeschule in Basel. Weiterbildung an verschiedenen Akademien. Lebt und arbeitet in Densbüren AG. www.peterbolligerch.
Walter Zimmerli: Geboren 1950, aufgewachsen in Klingnau AG. Studium der Medizin. Bis zur Pensionierung als Chirurg tätig. Daneben beschäftigte er sich mit der Gestaltung in der Fotografie, die er heute intensiv betreibt. Lebt und arbeitet in Biberstein AG